Dienstag, 26. August 2008

Auf der Walz


Eine alte Archivaufnahme aus den Beständen des Pommernschen Heimatmuseums. Wie soviele Vagabunden und Tagelöhner der damaligen Zeit tragen auch Pittler und Steinfeld hier den typischen Zimmermannsbart und die charakteristischen grellbunten bis pastellfarbenen Wollpullover der Altsudetener Schwarzbierschwaben.

Pitteleggers Genesis

Woher dieser Pittelegger wirklich stammt, weiß niemand so genau. Manche behaupten, er sei irgendwo als Findelkind an einem grauen November-Abend des Jahres 1927 unter einem Brückenpfeiler, der sich damals gerade im Aubau befindlichen Torgauer "Zweiwegesbrücke" gefunden wurden. Andere sagen aber, und das sei die viel wahrscheinliche Variante, den kleinen Pitteleger habe eines Tages ein pommerscher Bauer auf seinem Acker nahe Danzig entdeckt, verklebt vom Dreck und Schweiß der Mutter Erde, eingewickelt in einen harten Kartoffelsack. Wie auch immer - Pitteleggers Kindheit muss keine leichte gewesen sein. Ein schwerer Hörschaden, sein eklatantes Links-Rechts Problem zeugen noch heute davon. Zudem transformiert sein linkes Auge, jegliche wahrgenommen Farben in ein zartes Rosa, was Pitteleger oft an der Realität seines Umfelds zweifeln lässt. Die erste gesicherte Überlieferung seiner personellen Existenz zeugt aus dem Jahre 1957, als Pittelegger als Schaustellergehilfe eines Kinderkarussells in Vandereikel einem Konkurrenzgeschäft die Kasse stahl und wild um sich schreiend, nackt, so wie Gott ihn einst aus der Lende des Teufels schnitt, über den Rummelplatz rannte und die gerade gestohlene Kohle um sich werfend, davon sprang. Danach tauchte er in seiner polnischen zweiten Heimat, nahe Oppeln unter und verdingte sich als Knecht, molk Kühe, aß dies und das. Geprügelt von seinem eigenen Schicksal kehrte er nach 10 Jahren entbehrlichster Zeit dem Knechtdasein den Rücken und wurde Kassierer in einem Leipziger Hohlfix, das sich auf Kloersatzteile spezialisiert hatte. Dort fühlte er sich zum ersten Mal in seinem Leben glücklich, doch mit Frau und Kind konnte er nie umgehen. Aus der Zeit als Kloersatztteilhändler stammen auch die wahrscheinlich einzig überlieferten Worte von ihm: "Ach, is aber auch schon wieder...". Die Kaschemme in Thekla, in der er auch Steinbrecht an einem denkwürdigen Abend kennenlernte, indem er ihm auf den Schoß kotzte, war quasi sein zweites zu Hause geworden, nach dem er aufgrund von Mietschulden sein Bett im Heim an einen dreifingrigen Drachen mit dickem, furchteinflößendem Daumen abgeben musste. Nach der anschließenden Symbiose mit Steinbrecht brach sein Leben absurd ab.

Steinberg - Kurze Notizen in eigener Sache

Steiner *01.01.1800, wuchs in ärmlichsten Verhältnissen in Siebenbürgen auf. Schon kurz nach der Geburt brachte er sich Lesen, Schreiben und Sprechen bei, da seine Eltern blecherne Androiden waren und Rumänen. In der Hauswirtschaftsschule stets Außenseiter, entwickelte Steiner schnell ein fotografisches Gedächtnis, wurde ein passabler Postkartenmaler und vergaß nie. Vielleicht ein Grund für seine zahlreichen späteren Gewaltverbrechen und einige eventuelle Ritualmorde. Nachdem er im Alter von neun Jahren einen sprechenden Staubsauger erfunden hatte (und somit das schwierige Verhältnis zu seinem Vater aufgearbeitet hatte), verlieh ihm die Universität von Hermannstadt die Ehrendoktorwürde in Platin und den berühmten Hermannstädter Zinnkrug (ein folkloristischer Wanderpokal der Gelehrten). Statt sich nun einer verheißungsvollen Diplomatenlaufbahn zu widmen, überquerte Steiner zunächst die Alpen mit Hilfe einiger Kriegselefanten und leitete erfolgreich mehrere Schlachten gegen Rom. Danach zog er sich nach Karthago zurück. Dort erfand Steiner einige vorgeschobene Kriegsgründe und verdiente mit einträglichen Waffengeschäften und Menschenhandel in Zentralafrika ein Vermögen. Gelangweilt von all dem Leid ging Steiner auf den klammen Kleinbühnen von Paris bei Marcel Marceau in die Lehre und wurde später ein gefeierter Pantomime mit zahlreichen Nachahmern . So ist etwa die "Steiner-Krähe", eine Figur bei der mit beiden Händen pantomimisch die Flügelbewegungen dieses schwarzen Vogels imitiert werden, zu einem Standardgriff der moderne Pantomimik avanciert. Seine Liebe zur Poesie konnte Steiner endlich mit seinem Hang zu ausschweifenden Racheakten verknüpfen, als er in einer abgerissenen Spelunke in Thekla seinem späteren Skatbruder und Kupferstecher Pittler begegnete. Nachdem sie mit abgebrochenen Bierflaschen aufeinander losgegangen waren, erreichten sie ein Patt und verbrüderten sich schwerverletzt. Fortan zogen sie einige Jahre mit einem morschen Leierkasten durch das Saarland und verdienten ihr täglich Brot als Gaukler, mit dem Dressieren entlaufener Affen und der "Steiner-Krähe". Nachdem sie es in der beliebten TV-Show "Ein Kessel Buntes" geschafft hatten, den Showmaster Karsten Speck vor laufenden Kameras durch ihren zahmen Koboldmaki Jimmy zu beklauen, wurden sie verhaftet. Im Gefängnis entwickelten die Beiden die Idee, ein Unternehmen zur Produktion von essbaren Campingzelten zu gründen, welche sie nach einem erfolgreichem Ausbruch unter dem Firmennamen "Gold Extra - Import/Export" in die Tat umsetzten. Binnen weniger Wochen waren sie bankrott. Doch der Misserfolg schweißte sie zusammen, zu einer Person, und unter dem Pseudonym Steinbold Pittelegger verschmolzen sie bald vor den Kameras von Hollywood zu einem gefeierten Actionfilm-Darsteller und späterem Gouverneur. Abseits des Showbusiness sind Steiner und Pittler jedoch bis heute verletzliche, zweifelnde Charaktere geblieben, Menschen wie Sie und ich. Manchmal spielen sie auch mit ihrem weißen Tiger oder machen ein Brimborium um ihr Privatleben. Beide legen Wert auf die Feststellung, privat strikt getrennte Wege zu gehen.

Testverbrechen

Willkommen in unserer Sendung.

Steinfurt und Pittelegger begrüßen alle Freunde und Gönner zu einigen weiteren Runden Russisch Roulette. Wer uns schon in Südamerika verfolgt hat, kann sich darauf verlassen, dass wir über unser Leben gewohnt wahrheitsgemäß und objektiv berichten. Alles Weitere muss man in den nächsten Wochen sehen.

Ich möchte nicht zuviel verraten und deshalb mit einem Grußwort von Christian Morgenstern enden:

"Jetzt bist du da, dann bist du dort. Jetzt bist du nah, dann bist du fort. Kannst du's fassen? Und über eine Zeitgehen wir beide die Ewigkeit, dahin - dorthin. Und was blieb?...Komm, schließ die Augen, und hab mich lieb!"

Tschüss