Freitag, 26. September 2008

Schrot


Jürgen litt sehr darunter, dass ihn die anderen Häuser auf dem Schulhof nicht mitspielen ließen. Wie sie schon dastanden mit ihren kreischend fröhlichen Fensterrahmen und ihren bescheuerten Gute-Laune-Ziegeln. Und so ruderte er noch ein bisschen im Wind, und zermalmte dabei einige Ähren, tief im Innern seiner zerschundenen Seele. Nur sein kleiner Freund Holger aus der Nachbarsmetzgerei klatschte ihm stoisch seine Flügel ab, wie ein Uhrwerk, High Five nannten die Kinder das. Irgendwo hatte Jürgen aufgeschnappt, dass der Junge wohl etwas zurückgeblieben war. Manchmal schaute er Jürgen zu Lange beim Durchdrehen zu und musste dann kotzen, mitten in den Ginsterbusch. Oder er faselte irgendwas von einem sprechenden Elefanten der nur Gutes tut und dessen kleinen Freund. Das war Jürgen irgendwie peinlich. Aber er brachte es nicht übers Herz, den kleinen Einfaltspinsel abzuweisen, auch wenn dessen strenger Geruch ihn an eine Mischung aus schimmeligem Stroh und dem sauren Atem seiner Großmutter erinnerte. Insgeheim hängte sich Jürgen gerne ein paar Kornsäcke an die Arme und trainierte heimlich nachts. Damit er diesen verwöhnten Reihenhaustrotteln irgendwann richtig die Fresse polieren konnte. Eines Tages. Alle zusammen. Einer nach dem Anderen. Er lächelte, während seine Tränen im kalten Herbstwind zerschellten. Die Pausenglocke schepperte.

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